ANAFI
Schlichte Schönheit. Eine raue und trockene Landschaft. Ein kleines Reich der Steine, von den Geräuschen von Wind und Meer umgeben. Anafi ist die südöstlichste Insel der Kykladen, im Schatten des weltoffenen Santorini, und lehrt den Reisenden auf eine besondere Weise, die Größe der Einfachheit und die vergessene Kunst der Langsamkeit zu schätzen. Ein wahrer Zufluchtsort der Ruhe und der Stille, in vollkommener Übereinstimmung mit seiner mythologischen Entstehungsgeschichte. Der Legende nach ist Anafi der Felsen, den Apoll mitten im dunklen Sturm aus dem Wasser auftauchen ließ, damit die Argonauten von Jason auf der Rückreise aus Kolchis Zuflucht finden konnten.
Von dem hellen Licht des Mittelmeers durchtränkt, faszinierend einsam und weltfremd, trägt Anafi die Spuren einer jahrhundertelangen Geschichte: Von den Dorern, die im 8. Jahrhundert auf der Insel die erste Kolonie gründeten, von ihrer Blütezeit als starker Stadtstaat in der klassischen und hellenistischen Zeit, ihrer Eroberung von den Römern, den Byzantinern, den Venezianern und den Türken, bis zu den Jahren der Befreiung, aber auch den Zwischenkriegsjahren, als die Insel zum Verbannungsort für politische Gefangene wurde. Die Spuren der Vergangenheit sind überall auf der Insel sichtbar: die antike Akropolis, antike Tempel, römische Statuen, byzantinische Kapellen, mittelalterliche Festungen und venezianische Burgen, Pfade an der Stelle von antiken heiligen Straßen - ein Ort voller Legenden und Geschichten.
Anafi ist seine Menschen und seine Natur. Echt gastlich, warmherzig, lächelnd, mit strahlenden Gesichtern, rührend reine Menschen. Und dazu sehr gut in der Kunst des Bauens. So gut, dass sie 1883 von König Otto aufgefordert wurden, nach Athen zu ziehen, um dabei zu helfen, die neue Hauptstadt zu bauen. Sie wählten die südöstlichen, felsigen und steilen Hänge der Akropolis, um ihre Häuser zu bauen, und so entstand das berühmte Viertel „Anafiotika“, eine ganze kykladische Siedlung und bis heute noch eine der schönsten Ecken von Plaka.
Ein ausgezeichnetes Exempel ihrer Baukunst ist Chora, die Hauptstadt und einzige Siedlung der Insel mit nur 260 Einwohnern. Amphitheatralisch an einem Hang eines Hügels, unterhalb der venezianischen Burg, gebaut, bezaubert Chora den Besucher mit seiner romantischen Atmosphäre. Enge, gepflasterte Gassen zwischen leuchtend weißen kleinen Häusern mit Kuppeldach und weißgetünchten Höfen voller Bougainvilleen, malerische Windmühlen und schöne Kapellen mit byzantinischen und post-byzantinischen Ikonen machen eine echte kykladische Szenerie aus. Hier schlägt seit dem Mittelalter das Herz von Anafi. Hier treffen sich im Sommer Einheimische und Besucher für einen echt menschlichen Kontakt und spontanes Feiern mit offenem Blick auf das Kretische Meer.